… und die Winde kommen und gehen …

Diese Zeile aus dem Gedicht „Wanderung“ von Hermann Hesse war der poetische Titel dieser gemeinsamen Ausstellung mit Akkela Dienstbier.

Die Serie zeigt Portraits von Frauen, die ihre Heimat aus verschiedensten Gründen verlassen haben: die Sehnsucht nach der freien Gestaltung des eigenen Lebens und der damit verbundenen Hoffnung auf ein besseres Leben. Oder aus Angst vor Krieg, Nöten und Repressalien in der Heimat. Oder schlicht aus Liebe.
Das Ankommen in einem fremden Land ist verbunden mit einer großen Anpassungsleistung an die neuen Verhältnisse und die neue Umgebung. Dabei begegnen den Frauen aus unterschiedlichen Ländern, unterschiedliche Stereotype - wird eine Frau aus Amerika, Italien oder der Schweiz genauso als Migrantin gesehen wie eine Frau aus der Türkei, Syrien oder den östlichen Balkanländern?

Die farbige, poetische Erzählweise der Fotografien zeigen die portraitierten Frauen in Verbindung mit Orten oder Dingen, die die Erinnerungen an Situationen auf ihrem Lebensweg zum Ausdruck bringen. Die Anwesenheit der Kamera provoziert zu Reaktionen und motiviert zugleich in die eigene Vergangenheit hinab zu tauchen. Die körperliche Präsenz der Frauen im Bild zeigt den Dialog, der bereits beim Fotografieren stattfand. Und sich fortsetzt im wechselseitigen Blick von portraitierter Person und Betrachter, vom Außen und Innen. Durch die Macht der Bilder, als Spiegel des Selbst und des Anderen, entsteht die Möglichkeit über die individuellen Erfahrungen nachzudenken und somit in Bewegung zu bleiben. So wie die drei Pünktchen, die den Titel der Serie einrahmen, Bewegung suggerieren.
Daher – der Blick ist niemals desinteressiert.


© Text: Christine Henke